So ein Bild von dir würdest du nie posten?

“So ein Bild von dir würdest du nie posten?”

Dein Recht auf Privatsphäre!

Ein Blogbeitrag von Salome Dietz, 19 Jahre

Du hast das Recht auf Privatsphäre, so wie jedes Kind. Dazu gehört, dass du als Kind die Möglichkeit hast, dich zurückzuziehen, wenn du mal Zeit für dich brauchst, dass keiner dein Tagebuch liest und auch keiner unerlaubt deinen WhatsApp Chat verfolgt. Zum Recht auf Privatsphäre gehört aber noch viel mehr.

Du kennst es bestimmt auch, Mama, Papa, Oma oder Opa zeigen jemandem ein peinliches Foto von dir. Das machen sie meistens nicht um dich zu ärgern, sondern, weil sie es süß oder lustig finden und stolz darauf sind, dass sie dich haben. Doch was ist, wenn du das gar nicht willst? Achten deine Eltern darauf, dass es für dich in Ordnung ist, wenn jemand dein Bild sieht?

In der heutigen Zeit ist es noch viel einfacher allen deine Bilder zu zeigen, denn es gibt viele Möglichkeiten Bilder auf Sozialen Netzwerken zu posten. Wenn Eltern ihre Kinder im Internet posten, nennt man das „Sharenting“. Das Wort setzt sich aus dem englischen „to share“ (teilen) und „Parenting“ (Elternschaft) zusammen. Doch ist das überhaupt okay? Dürfen deine Eltern einfach Fotos von dir posten? Und kann das posten von deinen Kinderbildern vielleicht sogar Folgen für dich haben?

Beim Posten von Kinderbildern, werden gleich mehrere Rechte verletzt: Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung, das Recht auf Datenschutz, das Recht am eigenen Bild und das Recht auf Privatsphäre. Was beim Posten von Kinderbildern oft problematisch ist, ist, dass häufig intime Inhalte, wie ein Bild im Bade- oder Schlafzimmer gepostet werden. Oft sind die Kinder hier auch noch so jung, dass sie gar nicht sagen können, ob es für sie okay ist so gepostet zu werden, oder sie werden auch im etwas älteren Alter gar nicht gefragt.

Selbst wenn deine Eltern dich fragen, kannst du als Kind aber häufig gar nicht einschätzen, was es bedeutet im Internet gepostet zu werden. Einmal im Internet, immer im Internet. Ein Satz den jeder Mensch sich merken sollte. Anders als wenn du jemandem, der bei dir zu Besuch ist ein Bild zeigst, welches derjenige dann nur für einen kurzen Moment sieht, kannst du das Posten eines Bildes im Internet nicht rückgängig machen. Selbst wenn du ein Foto wieder löschst ist es nie wirklich aus dem Internet entfernt.

Wenn deine Eltern zum Beispiel ein Bild oder Video von dir posten, hat jeder die Möglichkeit sich dein Bild zu kopieren und für sich selbst zu speichern. Außerdem hat Facebook, Instagram oder auch jegliches andere Soziale Netzwerk durch das Posten eines Bildes von dir indirekt deine Einverständniserklärung dafür dein Bild zu nutzen. Auch wenn man es sich vielleicht nicht vorstellen kann gibt es auch Menschen, die diese Bilder missbrauchen. Wer die Privatsphäreneinstellungen bei Instagram oder ähnlichem nicht beachtet macht es den Tätern leicht. Es besteht zum Beispiel die Gefahr, dass Menschen auf deine Fotos zugreifen, die diese sexualisieren. Die Gefahr dafür besteht vor allem bei Bildern aus dem Badezimmer, im Bikini, in knapper Kleidung oder im Schlafzimmer. Vor jedem Posten eines Bildes sollte also überlegt werden, wofür das Bild verwendet werden könnte.

Um Eltern vor Augen zu führen, welche Bilder sie von ihren Kindern posten oder verschicken hat Toyah Diebel das Projekt „#DeinKindauchnicht“ ins Leben gerufen:

https://deinkindauchnicht.org/

Toyah Diebel ist Mutter von zwei Kindern und durch @toyagurl und den Podcast Weibers bekannt. Ihr ist es wichtig mehr Sensibilität und Bewusstsein in dem Thema zu schaffen. Für ihr Projekt hat sie Bilder, die von Kindern gepostet werden mit Erwachsenen nachgestellt, um Eltern zu verdeutlichen, welche Art von Bildern sie von ihren Kindern posten. Sei es ein Bild mit verschmiertem Mund, ein Bild beim Schlafen oder ein Bild auf dem Töpfchen. All diese und ähnliche Bilder sind Bilder, die man als Erwachsener nicht posten würde und genau darum geht es: Würde ich, als Erwachsener, mich selbst in dieser Situation posten? Wenn nein, dann sollte ich auch mein Kind so nicht posten. Solche und ähnliche Bilder oder Videos sind die, die die Zukunft der Kinder stark beeinträchtigen können. Aber welches Ausmaß kann das haben? Und in welcher Form zeigt sich das in der Zukunft des Kindes?

Um diese Fragen beantwortet zu bekommen, kannst du dir gerne das folgende Video anschauen:

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Auch das Posten des alltäglichen Lebens kann also Folgen für euch Kinder haben, die man im ersten Moment nicht bedenkt. Wenn deine Eltern sich dazu entscheiden ein Leben in der Öffentlichkeit zu führen, heißt dies noch lange nicht, dass auch du, als ihr Kind das willst. Man sollte, auch wenn die Kinder zu dem Zeitpunkt noch nicht reden können und gerade deshalb beachten, dass die Kinder ein eigenständiger Mensch mit eigenen Rechten sind, die zu beachten sind. Auch im heranwachsenden Alter sollte man seine Kinder nicht unbedingt posten, wenn sie noch nicht selbst verstehen können was es bedeutet im Internet zu sein und ein Leben in der Öffentlichkeit zu führen.

Um entscheiden zu können, ob oder wann ich ein Bild poste gibt es ein paar Kontrollfragen, die sich Eltern vor dem Posten des Bildes stellen können:

Würde ich mich, meine Mutter, meinen Mann,… in dieser Situation posten?

Kann das Posten des Bildes Folgen für die Zukunft meines Kindes haben?

Wofür könnte dieses Bild verwendet werden? Will mein Kind das? Will ich das?

Würde ich jedem meiner Followers das Fotoalbum meines Kindes geben?

Sind auf dem Bild Details, die meinem Kind später peinlich oder unangenehm sein könnten?

Was ist aber, wenn es bereits zu spät ist?

Was wenn deine Eltern das Bild schon gepostet haben? Wenn das Bild bereits gepostet ist und du das nicht möchtest, solltest du auf jeden Fall das Gespräch mit deinen Eltern suchen und mit ihnen darüber reden. Vielleicht findet ihr dann gemeinsam eine Lösung.

Generell gilt außerdem: Was für mich gilt, das gilt auch für andere!

Auch du kannst darauf achten, dass das Recht auf Privatsphäre beachtet wird. Wenn du siehst, dass jemand anderes ein Bild von einem Kind posten will, kannst du ihn auf das Recht aufmerksam machen. Oder wenn du sogar ein Bild von jemand anderem geschickt bekommst. Auch dann solltest du dich an jemanden wenden der dir damit helfen kann. Das kann zum Beispiel jemand aus deiner Familie, eine Ansprechperson aus deiner Schule, wie ein Lehrer, eine Lehrerin oder ein Schulsozialarbeiter oder ein Freund oder eine Freundin sein.

Leider passiert es immer häufiger, dass auch Straftaten gefilmt und geteilt werden.

Strafbar ist es, wenn Menschen im Netz mit beleidigenden Worten, Videos oder Bildern bloßgestellt und verletzt werden oder auch wenn Menschen geschlagen oder gequält werden und diese Gewalttaten mit dem Handy gefilmt werden. Wenn du solch ein Bild oder Video bekommen solltest, ist es wichtig jemand Erwachsenen darauf aufmerksam zu machen. Ganz wichtig ist dabei aber, dass du diese Bilder auf keinen Fall weiterleitest, denn damit würdest du dich selbst strafbar machen.

Außerdem solltest du Bilder und Videos dieser Art den Plattformbetreibern melden. Das ist gar nicht so schwer. Instagram, Facebook, YouTube und ähnliches müssen dann tätig werden, um den von dir gemeldeten Inhalt zu entfernen. Auch wenn die Plattformen nicht sofort reagieren, hilft es oft, wenn viele Personen diese Ungerechtigkeit melden.

Es gibt eine tolle Seite auf der für die gängigsten Apps beschrieben wird, wie die Privatsphäre- Einstellungen gemacht werden können und wie Inhalte gemeldet werden können:

https://www.saferinternet.at/privatsphaere-leitfaeden

Wenn das Bild oder das Video, was dir geschickt wurde, dir Angst macht, dann rede mit jemanden darüber, der dir zuhört. Wenn du deine Gedanken teilst und es nicht für dich behältst wird es dir bestimmt schon besser gehen. Schau auch gerne hier auf der Website unter „Hilfe und Beratung“. Da findest du schnell Menschen, die dir zuhören und gerne helfen.

Checkliste zum Umgang mit Bild- und Videoaufnahmen, die Straftaten darstellen:

1. Mache kein Screenshot

2. Leite das Bild auf keinen Fall weiter

3. Melde die Bilder den sozialen Netzwerken

4. Informiere die Polizei, wenn der Verdacht einer Straftat vorliegt

5. Rede mit jemandem darüber, der dir helfen kann

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